Wohnmobil kontrovers
Interviewer: Ich
begrüße hier Jörg Müller, den
Vorsitzenden des Vereins der Wohnmobil- und
Wohnwagenfreunde Deutschland e.V. und Michael Oettinger der als
Kanzlerkandidat
mit der Partei „Freiheit für Deutschland“
für den nächsten Bundestag
kandidieren möchte.
Herr Müller, was bedeutet für Sie das Wohnmobil?
Jörg
Müller: In
erster Linie Freiheit. Die Freiheit, dass ich mich mit meiner Familie
in unser
Campingmobil setzen kann, um auf einer im Voraus
natürlich
geplanten
Reiseroute ins Ausland zu reisen. In zweiter Linie bedeutet es
Komfort. Den Komfort, dass ich im oft dreckigen Ausland nicht auf mein
eigenes Bett,
die eigene Küche, die eigene Dusche, die eigene Toilette, den
eigenen Bunsenbrenner, die
eigene Satellitenschüssel und unseren eigenen
Gartenzwerg verzichten muss, da ich alles von zu Hause
mitnehme.
Michael
Oettinger: Sie
nehmen wahrscheinlich auch Ihre eigene
Ehefrau zu einem Thailandurlaub mit!?
(lacht laut
und dreckig).
Interviewer: (lacht
auch) Das Thema möchte ich hier nicht vertiefen.
Herr Oettinger, was bedeutet denn für Sie Komfort und Freiheit
im Urlaub.
Michael
Oettinger: Die
Kreditkarte und etwas Wäsche zum Wechseln einpacken und
losfahren oder
fliegen und dort
wo es schön ist übernachten. Es gibt auf der ganzen
Welt Zimmer mit bequemen
Betten in allen Preisklassen. Da muss ich nicht unbedingt meine
Eichenrustikal-
Nachbildungsresopal- Wohnzimmer- anrichte
samt Bandscheibenkiller- Klappbett und Dixi-Kloake durch Zentraleuropa
bzw.
über die Alpen schleppen.
Interviewer: (lacht) Dixi-Kloake
gefällt mir.....
Jörg
Müller: Aber
wer
mit dem Camper bzw. Wohnwagen unterwegs ist, lernt immer interessante
Menschen
kennen.
Interviewer: Zum
Beispiel?
Jörg
Müller: Z.B.
den freundlichen, bosnischen Automobilclub Mitarbeiter, der uns in
Kroatien
geholfen hat, den umgekippten Wohnwagen wieder auf die Autobahn
aufzurichten;
oder die bestechliche, spanische Polizistin, die ein Auge
zudrückte und uns
ohne offizielle Strafe wieder abfahren ließ, nachdem wir
unseren in der engen
Altstadt von Vejer de la Frontera eingeklemmten Camper wieder frei
gezogen hatten.
Oder der belgische Kinderschänder, der uns half unseren
Wohnwagen auszupumpen.
Wir hatten zuvor einen – äh - Garantiefall mit der
Campingtoilette. Ich könnte
die Liste noch weiterführen. Wir haben wie gesagt immer
außergewöhnliche
Menschen kennen gelernt.
Michael
Oettinger: Toll!
Interviewer: Herr
Oettinger, wen haben Sie denn so bei Ihren Hotelaufenthalten kennen
gelernt?
Michael
Oettinger: Da
kann ich natürlich nicht mithalten. Aber ich habe im
Urlaub auch viele
Menschen kennen gelernt,
darunter z.B. den Dalai Lama, Paul Newmann oder Anne-Sophie Mutter,
aber auch
unberühmte Menschen wie die zwei isländischen
Studentinnen des Vereins „Vergirni“
(lacht schelmisch).
Aber solche Leute sitzen eben nicht gerade im eigenen Hymer
Camper rum.
Jörg
Müller: Aber
wir Wohnmobilisten müssen nicht die teuren Hotelpreise
bezahlen.
Michael
Oettinger: Das
stimmt. Aber wenn man die Kosten für Anschaffung und Unterhalt
des Wohnmobils,
den Benzin-Mehrverbrauch und die stark gestiegenen Kosten für
den Stellplatz
rechnet, kann man
stattdessen den ganzen Urlaub komplett im Puff verbringen und kommt
immer noch
billiger weg. (lacht
ordinär)
Interviewer: (lacht
auch). Herr Oettinger Spaß beiseite; man
wirft Ihnen vor, dass Sie für Ihre politischen Ziele mit
unlauteren Mitteln
kämpfen. Es ist davon die Rede, dass sie versuchen, mit
fingierten Interviews und willkürlich aus dem Internet
geklauten Camper-Horrorbildern,
die Wohnwagenfahrer lächerlich zu machen.
Michael
Oettinger: Wer
das behauptet hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.
Interviewer: Das
politische Programm Ihrer Partei „Freiheit für
Deutschland“ besteht eigentlich
nur aus der Forderung Wohnmobile und Wohnwagen zu verbieten. Ist das
nicht ein
bisschen dünn, um damit Kanzler werden zu wollen.
Michael
Oettinger: Das
glaub ich nicht. Wie viele Menschen unter den wahlberechtigten gibt es
in
Deutschland, die einen Camper bzw. Wohnwagen nutzen? Weniger als 3
Millionen.
Im Vergleich dazu sind die 45 Millionen „nicht
Nutzer“ klar in der Mehrheit. Das
sind über 90% und die werden uns mit großer
Sicherheit alle wählen. Denn wer
hat sich noch nicht geärgert, wenn er auf einer Landstrasse
mit 70 hinter so
einem dämlichen Wohnmobil festsitzt.
Ich
rechne daher mit einem Wahlergebnis von über 80%. Wir werden
zwar keine
Autobahnen bauen aber dafür sorgen, dass sie befreit werden.
Interviewer: Herr
Müller, Herr Oettinger, ich danke Ihnen für das
Gespräch.